Architektur ist mit allen Sinnen erfahrbar

„Architektur kann man nicht nur anschauen, man kann sie räumlich erfahren, abschreiten, hören, ermessen“, sagt Markus Lanz. „Und damit kann man alle abholen, mitten hinein in den Diskurs“, bestätigt Hilde Strobl.
Sie gehen mit den Schülern auf Streifzug durch die Stadt, um Architektur zu erleben: Wie zeigen sich einzelne Häuser und welche Räume bilden sie? Wann und zu welchem Zweck wurden die Gebäude gebaut und was erzählen sie uns über ihre Zeit? Wie bei der Alten Pinakothek und der gegenüber neu erbauten Filmhochschule. Die Schüler setzen sich ins Gras und zeichnen beide Gebäude, erfassen dabei Proportionen und Materialien – und merken plötzlich, dass sich beide aufeinander beziehen, gemeinsam einen Raum bilden.

Im Architekturmuseum gehen die Kunstpaten mit den Schülern direkt in die Sammlung der Architekturmodelle. Die Schüler wählen selbst „ihr“ Modell und beschreiben, was ihnen dabei auffällt. Weg von Begriffen wie „schön“ oder „hässlich“ hin zu Fragen wie: Welchen Ausdruck vermittelt das, welche Funktion hat das Gebäude?

Dass Architektur oft vorschnell mit Klischees besetzt ist, zeigt sich auch, wenn es für die Schüler ans Fotografieren geht. Die Kunstpaten schicken sie mit einem Aufgaben-Katalog los: Ein typisches Haus aus meinem Viertel, ein Haus, so alt wie meine Oma; mein Lieblingshaus. Da prallen bei der Besprechung schon mal unterschiedliche Vorstellungen auf einander: Präsentiert das schicke Haus mit den vergitterten Fenster wirklich Reichtum und Geborgenheit, wenn ein anderer sagt, es wirke wie ein Gefängnis auf ihn? Das sind die Momente, auf die Hilde Strobl und Markus Lanz hinarbeiten: „Die Schüler erkennen, dass Architektur immer Ausdruck von Gesellschaft ist – und dass man bei ihrer Betrachtung nie an der Realität vorbeikommt.“

Kunstpatin Hilde Strobl: „Das Unvoreingenommene der neuen Generation, das ich bei den Kunstpaten-Terminen erlebe, integriere ich in meine eigenen Ansätze.“
Kunstpate Markus Lanz: „Der Diskurs mit den Jugendlichen bedeutet mir viel: Als ein gemeinsames Erschließen unserer gebauten Umwelt.“